WWW-Tipp der Woche 12/2001

Preußenjahr 1981
KARL-FRIEDRICH SCHINKEL

Das Preußenjahr 1981

oben

Vor 20 Jahren wurde bereits ein "Preußenjahr" gefeiert. In den 70er Jahren war die Zeit wohl reif für eine Diskussion der preußischen Geschichte, ihrer Fehler und ihrer Nachwirkung.

Die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen veröffentlichte 1981 eine Schrift über "Preußische Bauten in Berlin", in der aber nur zwei Kirchen Schinkels erwähnt wurden, weil nur westberliner Bauten gezeigt wurden. Senator ULRICH RASTEMBORSKI schrieb im Vorwort (S. 4):

    Ich freue mich, zum "Preußenjahr" diese Broschüre vorlegen zu können, die fast alle mit dem Alltagsleben oder dem Kulturleben der Stadt fest verbunden sind und doch auch wieder ein Stück Geschichte des 1947 formal aufgelösten Preußischen Staates verkörpern...

    Dabei sollte nicht vergessen werden, daß es auch im Ostteil Berlins eine Vielzahl Preußischer Bauten gibt, die ebenfalls Zeugnisse unserer Geschichte sind und deren Besuch zu empfehlen ist.

(Beide Abbildungen sind vergrößerbar.)

RASTEMBORSKI oder sein Ghostwriter hebt (a.a.O. S. 5) hervor, daß SCHINKEL einer preußischen Behörde vorstand:

Die Kunstbibliothek zeigt gerade eine Ausstellung über SCHINKEL
und eine andere über seinen Münchener Konkurrenten VON KLENZE:

LEO VON KLENZE. Architekt zwischen Kunst und Hof 1784-1864
23. Februar - 29. April 2001

KARL FRIEDRICH SCHINKEL. Das architektonische Werk heute
14. März - 1. Mai 2001

Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin
Matthäikirchplatz 6
10785 Berlin
Tel 030/266 20 29
Di-Fr 10-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr


BRIGITTE STAMM: SCHINKEL in Berlin und Potsdam
Führer zum Schinkeljahr 1981
Herausgegeben vom Senat von Berlin. Arbeitskreis Schinkel 200
Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1981

Karl Friedrich Schinkel

oben

Vor 220 Jahren wurde KARL FRIEDRICH SCHINKEL in Neuruppin geboren. Für meinen Surftipp ein guter Anlaß, aber zum Preußenjahr wollte ich ohnehin etwas schreiben. Die meisten Informationen, auch eine umfangreiche Gallerie, bieten die "Friends of SCHINKEL". Aber auch Architekturdatenbanken, die Stiftung preußische Schlösser und Gärten und Berlin-Übersichten haben viel zu bieten.

Lebenslauf

Bei Archinform ist einer von vielen Lebensläufen zu finden:

Weitere Biographien:

sonstige Aufsätze ud Dokumente:

Bauten

Das Photo aus dem Jahre 1968 zeigt vorne in der Mitte den Schloßplatz, auf dem eine Tribüne dort steht, wo später der Palast der Republik errichtet wurde. In der Mitte verdeckt das DDR-Außenministerium die Friedrichswerdersche Kirche, deren Spitzen noch sichtbar sind. Für das Ministerium wurde die Bauakademie (wäre an dessen linker Ecke) abgerissen. Links sind Staatsratsgebäude und SED-Zentralkomittee-Gebäude Reichsbankgebäude) erkennbar, oben der Platz der Akademie (Gendarmenmarkt) mit den Ruinen von Deutschem und Französischem Dom und Schauspielhaus. Auf den Stufen einer dieser Ruinen habe ich in einem DEFA-Film auch mal MANFRED KRUG sitzen sehen, kann mich aber nicht an den Titel erinnern. Rechts zwischen Außenministerium und Zeughaus (Museum für Deutsche Geschichte) führt die Straße Unter den Linden auf die Marx-Engels-Brücke (Schloßbrücke) zu. Rechts ist der noch nicht restaurierte Dom zu erkennen, das 1958-1966 restaurierte Alte Museum noch weiter rechts paßte nicht mehr aufs Bild. Am rechten Bildrand oberhalb vom Zeughaus ist die Neue Wache leider nur abgeschnitten abgebildet.

aus: LOTHAR WILLMANN (Fotos), WERNER BRÄUNIG (Text): Luftbilder aus der DDR. VEB F.A.Brockhaus Verlag Leipzig 1968, S. 32 f

Wie die Stadt früher aussah, zeigte eine Ausstellung, die ich am 9.2.1999 im Staatsratsgebäude besuchte. Davon habe ich gute Fotos in ausreichender Zahl gemacht, die ich auf meiner zweiten Homepage zeige, hier ein Beispiel.

Daß die Friedrichswerdersche Kirche so eingeengt war, hat mich überrascht. Der quadratische Bau ist die Bauakademie. Am rechten Bildrand kommt noch die Neue Wache ins Bild.

Pomona Tempel (1801)

Mausoleum für Königin Louise (1810-1840)

Die Neue Wache (1816-18)

KARL FRIEDRICH SCHINKEL ist 35 Jahre alt, als FRIEDRICH WILHELM III. ihn mit dem Entwurf eines neuen Wachgebäudes für den Kopfbau des Kronprinzenpalais in der Strasse Unter den Linden betraut und ihm damit seine erste bedeutende Bauaufgabe überträgt. An die Stelle der alten Kanonierwache am Übergang über den Festungsgraben soll ein neues Gebäude als Unterkunft für die Wachen des Königs errichtet werden und soll gleichzeitig der unansehnliche Platz neben der Universität (das heutige Kastanienwäldchen) neu gestaltet werden. Der Entwurf SCHINKELs zeigt einen relativ kleinen Backsteinbaukörper in den Formen eines römischen Castrums mit wuchtigen Eckrisaliten, einem Innenhof sowie einer strengen vorgesetzten dorischen Säulenhalle. Die strassenseitige sandsteinerne Fassade ist ab 1842 um ein Giebelrelief von AUGUST KISS erweitert, mit der Siegesgöttin, wie sie Schlachten lenkt und entscheidet, im Giebelfeld.

Schauspielhaus (1817-21)

Das Schauspielhaus am Platz der Akademie / Gendarmenmarkt ist inzwischen ein Konzertgebäude. SCHINKEL entwarf es als Ersatz für den abgebrannten Vorgängerbau, dessen Grundmauern er benutzen mußte. Das angeblich schönste Bauwerk des Berliner Klassizismus wurde nach drei Jahren Bauzeit 1821 eröffnet.

Kreuzberg-Denkmal (1818)

Zu diesem SCHINKEL-Bau, einem achteckigen Türmchen aus Eisenguß, erfahren wir das Meiste aus dem Tagesspiegel, meiner Lieblingszeitung, z.B.


http://www.kreuzberg.de/gimages/schinke.jpg

Die Schloßbrücke (1819-24)

Mit der Schloßbrücke sorgt SCHINKEL erstmals für eine durchgehende breite Achse vom Brandenburger Tor zum Schloß. Den 1. Entwurf legte er 1819 vor, Grundsteinlegung war 1922, verfrühte Einweihung eines Provisoriums 1823 (mit 20 Toten bei einem Unfall) und Fertigstellung 1824.

Der Juliusturm der Zitadelle Spandau (1822)

Was SCHINKEL mit dem viel älteren (schon 1402 erwähnten) Juliusturm zu tun hatte, berichtet wieder "Berlin im Web":

Das Alte Museum (1822-30)

Vor der Bundestagswahl 1994 wurde das Alte Museum bundesweit bekannt, weil die SPD-Troika (LAFONTAINE, SCHARPING und SCHRÖDER) Gemeinsamkeit demonstrierend vor der Museumswand entlangwanderten.

Das Museum bildet heute mit Dom und Zeughaus einen Platz, den "Lustgarten" und ist andererseits der Abschluß der Museumsinsel nach Süden. An die Museumsinsel war 1822 noch nicht gedacht worden, als die Kunstschätze aus preußischen Königschlössern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten (da war es noch ein Neues Museum), aber wie ich bestätigen kann, geht Sammlern immer wieder der Platz aus. Auch den Dom gab es noch lange nicht (besser man hätte den abgerissen statt des Stadtschlosses).


http://www.berlin-city-pass.de/archi/grapharchi/006.jpg

Der Elisenbrunnen (1823-27)

Bei "Berlin-City-Pass" heißt es:

Da ich in Aachen wohne, schenke ich dem Elisenbrunnen besondere Beachtung. Er war auch im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber schon bis 1953 restauriert. Die Elisengalerie berichtet am ausführlichsten über seine Entstehung:

weitere Links:

Die Pfaueninsel (1823-29)

Die Bauten der Pfaueninsel sind von anderen Architekten, der Park wurde von PETER JOSEPH LENNÉ gestaltet (vgl Surftipp 2/2001), aber SCHINKEL erbaute das Schweizerhaus 1829-30. Schon 1824 hatte er dafür gesorgt, daß eine von preussischen König FRIEDRICH WILHELM III. für 300 Taler angekaufte Fassade eines zum Abriss bestimmten spätgotischen Patrizierhauses in der Brodbänkengasse in Danzig dem Gutshaus auf der Pfaueninsel vorgeblendet wurde. Dazu waren auch Umbauten erforderlich.

Die Friedrichswerdersche Kirche (1824-30)

Von "Berlin-City-Pass" erfahren wir über die Kirche:

Schinkelpavillon im Schloßpark Charlottenburg (1824/25)

Das Schloß Charlottenburg ist von vielen anderen Architekten vor SCHINKEL gestaltet worden, aber immerhin findet man im Schloßpark ein Sommerhaus, den neuen Pavillon oder "Schinkelpavillon"

http://www.spsg.de/schiab1.jpg

Schloß Glienicke (1824-29)

Schloss Glienicke wurde 1826 von KARL FRIEDRICH SCHINKEL für den Prinzen CARL von Preussen zur Sommerresidenz im italienischen Landhausstil umgebaut. Der Gartenhof, dessen Mauern mit zahlreichen Antiken geschmückt sind, könnte auch zu einer römischen Villa gehören. Vor der Hauptfront des Schlosses steht die vergoldete Löwenfontäne, die SCHINKEL nach dem Vorbild der Brunnenanlage in der Villa Medici in Rom entwarf.

SCHINKEL entwarf auch die inzwischen durch das bekannte Nachfolgemodell ersetzte Glienicker Brücke (1831-1834) (Vgl. Surftipp 28/2000


http://www.spsg.de/glisab2.jpg

Leuchturm auf Rügen (1825-27)

Auf (oder in?) Kap Arkona steht ein ungewöhnlicher Leuchtturm angeblich nach SCHINKELs Plänen. Das behauptet jedenfalls die erwähnte Ausstellung, aber nach einer Kritik im Deutschlandfunk ist SCHINKELs Mitarbeiter MICHAELIS der Baumeister.
Position: 54° 41'N, 13° 26'E
Bauwerkshöhe: 21 Meter
Feuerhöhe: 63 Meter
Tragweite Weiß: 21 sm

http://buddel.de/bs/lmde018.jpg

Nikolaikirche Potsdam (1830-37)

Wie das Schauspielhaus wurde auch die Nikolaikirche errichtet, nachdem der Vorgängerbau abgebrannt war. SCHINKEL erlebte die Fertigstellung nicht. Der Zentralbau mit einer Kuppel und vier Glockentürmchen lehnt sich an die Londoner St. Pauls Kathedrale an.


http://www.cityalbum.de/germany/bra/tn_jw116473_jpg.jpg

Bauakademie (1830)

Über die Geschichte der Bauakademie schreibt der Förderverein Bauakademie:

Die Bauakademie wurde noch 1945 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt, aber in den 50er Jahren wiederaufgebaut: ca. 90% des Rohbaues waren fertiggestellt. Das Material für die Vollendung lag bereit. Beim 1958/59 durchgeführten "Ideenwettbewerb zur sozialistischen Umgestaltung des Zentrums der Hauptstadt der DDR, Berlin", bei dem der Erhalt oder der Abriß der Bauakademie noch frei gestellt war, entschieden sich zunächst noch 44 der 56 Teilnehmer für den Erhalt der Bauakademie. Dann hat man es sich anders überlegt, den Bau von Juli 1961 bis Februar 1962 wieder abgerissen und 1967 das Außenministerium der DDR am Spreeufer (bis zu Unter den Linden) errichtet.

Momentan wird eine Ecke der Bauakademie wiederaufgebaut, und es ist zu erwarten, daß es nicht dabei bleibt. Auch Befürworter des Palastes der Republik haben keine Bedenken gegen den Wiederaufbau, zumal das DDR-Außenministerium schon seit 1996 abgerissen ist (ein verschmerzbarer Verlust) und die Gegend nun etwas kahl wirkt.

Diverse Kirchen (1832-1834)

Dem Verfall preisgegeben ist inzwischen SCHINKELs an der Ostberliner Invalidenstraße. Die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz hat sie deshalb in der Reihe "Denkmal in Not" vorgestellt.

Der Luisenstädtische Bildungsverein berichtet:

Schloß Babelsberg (1832-35)

Schloss Babelsberg war über 50 Jahre lang der Sommersitz WILHELMs I. Es wurde ab 1833 von SCHINKEL im neogotischen Stil entworfen.

Römische Bäder (1833-1840)

Die Potsdamer Parklandschaft wurde vor allem von PETER JOSEPH LENNÉ geprägt.

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